Dienstag, 18. Juni 2019

Es reist ein König nach Paris



Capo 5


Es reist ein [G]König nach Paris
Es reist ein [G]König nach Paris
Um [G]schöne Jungfrauen zu beschauen.
Er find ja [G]keine nach seiner Plä[D]sier,
als das [G]Weib vom [D]schönen Mar[G]kier.

Markier, du hast mehr Glück als ich,
Markier, du hast mehr Glück als ich
Du hast ein Weib, ein Weib so schöne.
Du hast geschwor'n dem König Treu,
so lasse mich bei ihr schlafen.

Ja freilich, König, 's ist euch erlaubt,
Ja freilich, König, 's ist euch erlaubt
Dieweil ihr seid  der König.
Und wenn Ihr nicht der König wärt,
so tät ich mich auch sicher wehren.

Markier, ich geb' dir drei Millionen,
Markier, ich geb' dir drei Millionen
nimm du das Geld zusammen
und gehe du nach Holland hin,
tu dir ein andres Weib suchen.

Als er in Holland hinein kam,
Als er in Holland hinein kam
ein Schlösslein ließ er bauen.
Von Marmorstein und Gold so fein;
Viele Herren kamen es beschauen.

Den ersten Stein, den er dran tut,
Den ersten Stein, den er dran tut
darauf da ließ er schreiben,
dass Markier und sein schönes Weib
voneinander haben müssen scheiden.

Der König nahm ihr' schneeweiße Hand
Der König nahm ihr' schneeweiße Hand
und führt sie in ein Zimmer;
sie schreit und weint so erbärmerlich,
Um ihre Ehr zu bewahren.

Warum weinst so erbärmelich?
Warum weinst so erbärmelich?
Reich und mächtig will ich dich machen.
An Gut und Geld und alles was ich hab'
Sollst Meisterin d’rüber werden.

Was nutzt mir all dein Gut und Geld
Was nutzt mir all dein Gut und Geld
Wenn ich doch nicht frei bin.
Viel lieber ist mir mein Markier
Als der König mit der Waffe.



Eine dramatische Ballade, die auf ein französisches Lied zurückgeht (Le roi a fait battre tambour) und, sehr selten,  den Weg über die Sprachgrenze geschafft hat. Der König maßt sich an, jede Frau beanspruchen zu können; immerhin entschädigt er den hoffnungslos königstreuen Marquis ("Markier"). Die Frau widersetzt sich, und in der angehängten Strophe der französischen Fassung wird sie von der Königin mit dem Duft einer Blume vergiftet. Aus der Sammlung Louis Pinck. (Tom Kannmacher)

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